Was für ein Tag! Ich bin gerade von Tag 1 der re:publica 2025 zurück und mein Kopf schwirrt noch von all den Eindrücken. Aber ein Vortrag hat mich besonders umgehauen: „Enter the Kingdom of Shrimp Jesus: Philosophische Perspektiven über das Ende des Internets“.

Prof. Sommerer von der Johannes Kepler Universität Linz, spezialisiert auf die Erforschung der kulturellen Konsequenzen von KI für unsere Gesellschaft, beleuchtete anhand des „Shrimp Jesus“ wie generative KI-Inhalte unsere kulturellen Zeichen zunächst von ihren Ursprüngen lösen und sie im Digitalen so weit verbreiten und entkoppeln, bis sie schließlich ihre Bedeutung verlieren.

Hier sind die Hauptpunkte, die mir besonders im Gedächtnis geblieben sind:

  1. Der Verlust kultureller Wurzeln: Sommerer erläuterte anhand des „Shrimp Jesus“-Phänomens, wie KI-generierte Inhalte kulturelle Symbole von ihren Ursprüngen lösen. Dies führt zu einer Verbreitung von Zeichen ohne tiefere Bedeutung im digitalen Umfeld.
  2. KI als Beschleuniger kultureller Veränderungen: Der Vortrag zeigte auf, wie KI den Prozess der kulturellen Simulation beschleunigt. Kulturelle Zeichen werden schnell neu positioniert, ohne Rücksicht auf ihre ursprüngliche Bedeutung.
  3. Die Erschöpfung kultureller Bedeutungen: Sommerer stellte die These auf, dass das Internet zu einem „Friedhof“ kulturell erschöpfter Objekte wird. Diese wandern bedeutungslos von einem digitalen Bereich zum anderen.
  4. Der Wert menschlicher Kreativität: Besonders wichtig fand ich Sommerers Appell, den „heiligen Gral der Kreativität“ nicht an Maschinen abzugeben. Er betonte die Bedeutung menschlicher Schöpferkraft in einer zunehmend von KI geprägten Welt.

Was mich ehrlich gesagt an diesem Vortrag besonders beeindruckte, war die Art und Weise, wie Sommerer komplexe philosophische Konzepte von Marx bis Baudrillard mit aktuellen digitalen Phänomenen verknüpfte. Ich liebe dieses Zusammenführen zunächst unverbunden scheinender Konzepte. Darüber hinaus ist – zumindest für mich – die Verbindungslinie zur Diskussion über Hyperrealität und eine „Welt ohne Wurzeln“ interessant. Aber das muss ich mir nochmal genauer ansehen, bevor ich voreilige Schlüsse ziehe.

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